S/4HANA Transformation (2) – Die richtige Projektmethode

Cengiz Varol

Jan Hendrik Henke

Einleitung

Die Umstellung von SAP ECC auf SAP S/4HANA stellt eine signifikante Herausforderung dar, die eine speziell zugeschnittene Projektmethode erfordert, um den einzigartigen Anforderungen dieser Transition gerecht zu werden.

Bei RBOmnishore haben wir, gestützt auf unsere umfassende Expertise in der SAP-Beratung und unsere praktischen Erfahrungen bei der Durchführung solcher Projekte, eine maßgeschneiderte Projektmethode entwickelt. Diese Methode mag zwar auf den ersten Blick nicht revolutionär erscheinen, jedoch zeigt die praktische Anwendung in realen S/4 Transition-Projekten, dass spezifische Besonderheiten und Feinheiten berücksichtigt werden müssen, um erfolgreich zu sein.

Unsere entwickelte Grund-Methodik eignet sich sowohl für Greenfield- als auch für Brownfield-Implementierungen. Besonders im Kontext der Brownfield Migration bei S/4-Projekten gibt es spezifische Herausforderungen und Eigenheiten, die eine differenzierte Herangehensweise erfordern.

Diese Besonderheiten möchte ich im Folgenden detailliert erläutern.

Ganzheitlicher Ansatz - Projektmethode

Phase 1: Vorprojekt

  • Ziel: Gewinnung eines detaillierten Verständnisses des aktuellen Systems, der implementierten Prozesse, Funktionen und Applikationen für eine fundierte Projektplanung.

  • Fokus: Analyse bestehender Unterlagen und Durchführung vertiefter Workshops, insbesondere z.B. in Bereichen wie Finanzdatenanalyse, um eine umfassende Basis für die Projektplanung zu schaffen.

Phase 2: Vorbereitung

  • Ziel
    • Verfeinerung des vorläufigen Projektplans, der identifizierte Aktivitäten, Meilensteine und erforderliche Ressourcen einschließt.
    • Anpassung des Plans basierend auf den Ergebnissen der Voranalyse.
    • Beginn vorbereitender Aktivitäten im System.
  • Fokus
    • Strukturierung der Projektorganisation und -planung.
    • Bereinigung kritischer Daten, insbesondere Finanzdaten, und Vorbereitungen für Simplification Item.
    • Vorbereitung, aber noch keine Transformation des Custom-Codes.
    • Festlegung und Vorbereitung der Systemlandschaft.

Phase 3: Implementierung (Explore & Design) - Optional

  • Ziel:
    • Identifikation und Bewertung von Optimierungspotenzialen mit Priorisierung für mögliche Implementierungen.
    • Erstellung einer Roadmap (z.B. was kann/soll bereits im Migrationsprojekt berücksichtigt werden, was kommt erst später).
  • Fokus:
    • Durchführung Optimierungspotential/-analyse und Process Discovery Workshops.
    • Erstellung eines Implementierungsplan.

Phase 4: Implementierung (Implementierung in Sprints)

  • Ziel:
    • Beginn und Durchführung der Custom-Code-Transition und Customizing.
    • Anpassungen und ggf. Implementierung sowie Test neuer Funktionen initial in einem Sandbox-System.
    • Komplettes durchlaufen einer Test-Migration in der Sandbox-Umgebung.
  • Fokus:
    • Anpassung oder Neuentwicklung des Custom Codes, um sicherzustellen, dass er mit den neuen Funktionen von S/4HANA kompatibel ist.
    • Notwendiges Customizing z.B. gemäß Simplification List, OSS-Hinweisen etc.

Phase 5: Test, Cutover, Schulung

  • Ziel:
    • Durchführung der Migrations-Zyklen, inklusive Datenübertragung und Systemkonfiguration beginnend in der Entwicklungsumgebung und fortgesetztim Q-System.
    • Umfassende Tests zur Gewährleistung der Funktionsfähigkeit aller Prozesse.
    • Schulung der Key User (idealerweise bereits im Vorfeld beginnend in der Sandbox und Entwicklungsumgebung mit eingebunden)
  • Fokus:
    • Durchführung der Migration in der Entwicklungsumgebung (Übertragung von der Sandbox) gemäß einem detaillierten Plan und nach Erfolg, Umsetzung der Q-Umgebung und integrativer Test und Abnahme.
    • Ziel ist es, die Ausfallzeiten des Entwicklungs- und Testsystems zu minimieren.
    • Start der Cutover-Aktivitäten und Umsetzung im P-System bis zum Go-live.

Phase 6: Go-live & Hypercare

  • Aim:
    • Abschluss finaler Cutover-Tätigkeiten und offizielle Go-live mit Freigabe der User (S/4HANA operativ).
    • Bereitstellung von Unterstützung und Fehlerbehebung nach dem Go-Live.
    • Ausblick und ggf. Follow up zu Roadmap zur weiteren Optimierungspotentialen (Anknüpfung an Phase 3).
  • Fokus:
    • Support und Betreuung der IT und ggf. Key User im Rahmen der Hypercare.
    • Erstellung eines Abschlussberichts und Übergabe an das Application Management Support.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass dieses Phasenmodell für die Transformation von SAP ECC auf SAP S/4HANA bei RBOmnishore einen strukturierten und umfassenden Ansatz darstellt, der alle kritischen Aspekte der Migration berücksichtigt. Von der initialen Analyse und Vorbereitung über die detaillierte Planung und Implementierung bis hin zum Go-live und der anschließenden Betreuung deckt das Modell alle notwendigen Schritte ab.

Es ermöglicht nicht nur eine reibungslose Transition, sondern stellt auch sicher, dass Optimierungspotenziale identifiziert und umgesetzt werden. Dieser Ansatz gewährleistet eine effiziente und effektive Umsetzung des Projekts, indem er sowohl technische als auch geschäftliche Anforderungen integriert und den Fokus auf eine kontinuierliche Verbesserung und Anpassung legt.

Unsere Erfahrung zeigt, das viele erst den Fokus auf eine „technische“ Migration legen, d.h. nur das notwendigste zu tun, um auf S/4HANA umzusteigen. Mit zunehmender Erfahrung und Beschäftigung was S/4HANA an Neuerungen und Innovationen bietet, erfolgt dann i.d.R. der Change auf neue Prozesse und Funktionen.

Natürlich ist in diesem Rahmen S/4HANA als digitaler Kern nicht isoliert zu betrachten, sondern E2E-Prozesse sind oft über mehrere Applikationen/Lösungen (SAP, non-SAP) modelliert und „echte“ Changes bedingen, ein Zusammenspiel über Applikationsgrenzen hinweg. Es ist auch zu betrachten ob in Zukunft ein Umstieg ganz oder hybrid auf Cloud Lösungen erfolgen soll und nicht zuletzt ob bestimmte Entwicklungen, d.h. dort wo der Standard nicht ausreicht, auf die SAP BTP wechseln.

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